wolle2000 hat geschrieben: einige Sachen finde ich sogar richtig gut (kurzes Doppel-s statt ß).
Auch die Zeitungen, die vor ein paar Jahren starke Kritik an der Reform geübt haben, haben zumindest diese Regel als gut anerkannt. Die Ironie daran ist: Sie ist gerade für Leute leicht zu lernen, die die alte Rechtschreibung beherrschen und intuitiv wissen, wann man bisher ss/ß oder s geschrieben hat. Dagegen die jungen Schüler, denen man das Lernen vereinfachen wollte, machen nach neuer Regel nachweislich mehr Fehler. Z. B. für ein kurz ausgesprochenes s wird jetzt oft ss geschrieben.
Die Katastrophe mit der Getrennt-/Zusammenschreibung ist ja glücklicherweise fast völlig zurückgedreht, sodass der Rest kaum mehr ins Gewicht fällt.
Am dankbarsten bin ich dafür, daß die einzelne Abtrennung von Vokalen (z. B. a-ber) aufgegeben wurde. Ich habe hier einen Duden von 1996, wo das noch so drinsteht. Grausam. Und völlig nutzlos, weil man damit nicht wirklich Platz gewinnt oder das Schriftbild verschönert.
In unserem ganzen Dialog bisher ist - wenn ich mich nicht sehr vertue - höchstens 2-3-mal etwas aufgetaucht, was man nach der alten RS anders schreiben würde.
Ich habe die letzten Tage mit der Korrektur in Papyrus herumprobiert, und da stößt mir ständig was auf. Um mich darauf umzustellen, müßte ich nicht nur über meinen Schatten springen, sondern über mehrere Schatten - und Weitsprung war nie meine Stärke. Mit "Stängel" könnte ich ja noch leben, aber "zurzeit" als ein Wort? Da kriege ich Schüttelfrost. "Wie viel" soll ich jetzt auseinanderschreiben. Immerhin darf man "so dass" noch auseinanderschreiben und muß daraus kein neues Kunstwort bilden. Dafür soll ich "Tipp" mit Doppel-P eindeutschen, und ein "Quäntchen" wird nach dem Prinzip der Volksethymologie komplett verhunzt. Ich sag ja: Es muß eine Reform-Reform-Reform her, die hier wenigstens die alten Schreibungen wieder zuläßt.
Das sind übrigens alles Beispiele, die bisher in meinen eigenen Texten aufgetaucht sind - also nichts, das ich herbeikonstruiert hätte.
Letztlich ist es wie mit den meisten Dingen im Leben, man gewöhnt sich dran.
Ja, das ist wohl so. Bleibt einem auf Dauer auch nichts Anderes übrig. In dem Fall bleibt aber ein übler Nachgeschmack, weil die Reform so konsequent gegen den Willen der großen Bevölkerungsmehrheit durchgezogen wurde nach dem Motto "Wenn die zwei großen Parteien sich einigen, hat der Bürger nichts mehr zu sagen.". Man denke nur an die Überstimmung des Bürgerentscheids in Schleswig-Holstein.
Viel und viel wichtiger finde ich, dass Menschen sich überhaupt einigermaßen richtig, logisch und verständlich ausdrücken. Hier und da ein Fehlerchen fällt da doch kaum ins Gewicht. Wenn ich dagegen lese, was die jetzige Schülergeneration so von sich gibt (
viewtopic.php?f=1&t=20691), kann ich nur sagen, das ist sowohl unter der alten wie neuen RS 'ne Katastrophe

Das ist allerdings wahr. Hat vielleicht mit dem Internet zu tun, wo wirklich jeder Depp Texte einstellen kann. Die Forschung sagt uns ja schon lange, daß gute Vorbilder fürs Lernen viel entscheidender sind als gute Lehrer. Wenn man durch die Stadt geht und an jeder Ecke "Martin's Saftladen" oder gar "Mode für Kid's" und ähnliche Gebilde sieht, lernt man nie den korrekten Umgang mit Apostrophen. Oder wer zu viel in Internetforen unterwegs ist, glaubt irgendann wirklich, es heiße nach neuer Rechtschreibung "Standart" - obwohl das noch nicht mal im Schreckens-Duden von 1996 steht.
Jetzt bin ich aber ganz schön OT geworden.
Also anstandshalber nochmal zurück zum Thema: Offenbar ist der Duden Korrektor 5.0 für OpenOffice entgegen der Ankündigung für Oktober 2008 noch nicht auf dem Markt; jedenfalls wird im Onlineshop von Duden noch die Vorgängerversion beworben. Da habe ich ja noch Zeit, mich zu entscheiden. Ich werde bestimmt nicht wegen der Korrekturfunktion auf eine andere Textverarbeitung umsteigen, denn dann könnte ich gleich Papyrus nehmen.