Hallo,
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die Überzahl aber geht über den Stammtisch nicht hinaus.
> Ja, und wie sollten sie auch höheres Niveau haben wenn auch in offiziellen Organisationen, die freie und OpenSource-Software fördern wollen, Leute den Ton angeben denen Ideologie und Kritik an anderen wichtiger als reales Arbeiten für Forschritte und überwinden eigener Probleme ist.
Wahrscheinlich ist das ein Generalproblem ehrenamtlicher Arbeit. Verdiene ich mit solcher Mitarbeit meinen Lebensunterhalt, und gibt außerdem jemand eine gewisse Leitlinie vor, ist der Erfolg meistens sicherer als bei ungesteuerter freier Mitarbeit ohne sicht- und meßbaren Erfolg. Was ehrenamtliche Mitarbeit bedeutet, weiß ich schon.
> Wieder einmal werden beispielsweise in den Kommentaren der FSFE Probleme mit dem ODF-Format bei MS und/oder propritärer Software abgeladen statt erst einmal im eigenen Hause zu kehren und die schlechte Implementierung von ODF in verschiedenen freien Office-Suiten zu thematisieren.
> Wieder einmal werden auch andere Fragen verzerrt dargestellt, nach dem Motto wer an freier Software irgendwas kritisiere sei entweder uninformiert oder von Konzernen gekauft.
Solche Hinweise kommen oftmals bei bei sachbezogenen Diskussionen, auch in diversen Linuxforen (Polemik- und Pöbeldiskussionen sind da uninteressant und laufen sich schnell tot). Oftmals tauchen aber auch Hinweise auf, daß freie Software grundsätzlich nicht das Ziel habe, Anwender- und Nutzerfreundlich sein zu wollen. Das sei eben zu 95% die Spielwiese von Leuten, die ihre Ideen umsetzen wollen - oder diese vielleicht auch nur öffentlich darstellen wollen-, danach sei deren Interesse erloschen. Und genau so etwas verhindert, daß z. B. Linuxsysteme wirklich nutzerfreundlich werden.
> Schade, denn so bleibt nicht nur die Wahrheit auf der Strecke, sondern vor allem werden Chancen vertan etwas zu verbessern, denn wo nicht einmal die Fehleranalyse richtig stimmt ist es natürlich schwer Fehler zu beseitigen.
Nun ja, oft ist es Laien aber auch oft schwer, fundiert darzustellen, was ihr Problem ist, und auf welcher Basis das auftritt. Vernünftige Nachfragen aus dem Helferkreis können da oft schnell Klarheit schaffen, strubbelige Anmerkungen und Polemiken schrecken oft nur ab.
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Allerdings zeigt sich, daß Politik und DV- Sachverstand 2 Welten sind.
> Ja, das ist so. Politik ist nun mal auf Berater angewiesen und Berater sind vielfach, beispielsweise unter Zeit- ud Kostendruck, auf vordergründige Indikatoren angewiesen und auch hier schneidet sich freie Software dann ins eigene Fleisch wenn sie glaubt 'Tricks' würden mehr Überzeugungskraft haben als die Wahrheit und die Wahrhaftigkeit im eigenen Handeln.
> Wenn freie Software glaubt man hätte nur dann eine Chance wenn man dem 'Geldkoffer-Lobbyismus' von IT-Konzernen einen 'Ideologie-Lobbyismus' entgegensetzen würde, irrt sie meiner Meinung nach.
> Im Gegenteil wäre Wahrhaftigkeit in den Diskussionen die schärfste Waffe freier Software und die, nicht immer so aber zu durchaus großen Teilen vorhandene, Unabhängigkeit vom direkten Zwang geschäftlicher Erfolge ein durchaus nicht zu unterschätzender Vorteil.
Aber wer will denn die Leitlinie vorgeben, wie freie Software effektiver werden kann und sich wirksamer darstellen kann? Das 27. Forum dazu aufmachen oder dergleichen dürfte wenig Erfolg haben; entweder der Staat oder die großen Bildungseinrichtungen müßten da Anlaufstellen bieten. Böte z.B. eine (internationale) Universität eine Ausbildung und Forschungsabteilung "freie DV- Weiterentwicklung" (die Idee ist ganz spontan und mag auch nicht durchsetzbar sein), könnte das wilde Tohuwabohu an Ideen, Vorschlägen, Versuchen usw. gefiltert und in eine effektive Richtung gelenkt werden; das freie Spiel der Kräfte wie derzeit kann freie Software nicht besser werden lassen. Beispielsweise das Auseinandergalloppieren wie aktuell zwischen LO und OO ist ein gutes (Negativ-) Beispiel. Entläßt Oracle das OO in seiner freien Version in eine Community, wäre es das wirkungsvollste, wenn sich die LO- Foundation und die "neue" Community zusammenschlössen, aber nicht fusionierten, um nicht direkt persönlichen Animositäten unter den Mitgliedern freie Bahn zu lassen.
Das Hauptproblem dürfte aber die völlig unterschiedliche Ansichtsweise zur Gestaltung eines Programms oder Betriebssystems sein, wenn jeder Nutzerkreis, jedes Land, jedes Volk, jeder Gesetzgeber, jede Bildungseinrichtung,... seine/ ihre eigenen Vorstellungen hat und auch durchsetzen will. Internationale Zusammenarbeit ist oft Wunschdenken und zerfasert sich in kürze. Die freie DV- Welt ist dermaßen vielgliedrig und unübersichtlich, ja verworren geworden, daß ein Einsteiger nicht erkennen kann, wie und wo er seine Mitarbeit versuchen könnte. Frage ich irgendwo nach und werde auf die Quellen des INet verwiesen oder sonstwie abgestrubbelt, hat sich Versuch erledigt. Man hat meistens nur ein begrenztes Kontingent an freier Zeit, und wenn man sich da erst mit dem Erlernen der internationalen INet- Gepflogenheiten beschäftigen soll, ist die Lust ruckzuck vergangen.
Grundsätzlich stimme ich den Äußerungen hier zu, sehe aber keine wirkliche Lösungsmöglichkeit.
Nette Grüße
Constructus